Vorbericht Recklinghäuser Zeitung, 20. November: Barock zum Nikolaus
- Solisten : Mechthild Bach / Alexandra Rawohl / Max Ciolek / Andreas Pruys
- Orchester: Barockorchester Durante
Trompete: Almut Rux / Fruszina Hara / Sebastian Kuhn
Pauke: Christoph Nünchert
Traversflöte: Ildico Kertesz / Adrienn Köseoglu Oboe: Go Arai / Motoko Matsuda-Jaser Fagott: Rebecca Mertens
Violine: Ulla Bundies / Helmut Hausberg / Katja Grüttner / Rachel Isserlis / Johannes Porfetye
Viola: Volker Hagedorn Violoncello: Sibylle Huntgeburth Kontrabass: Hans Koch
Orgel: Christoph Lehmann
- Chor: Kammerchor Recklinghausen und Mitglieder des Kammerchores Westfalen
- Leitung: Lucius Rühl
Informationen zum Weihnachtsoratorium (aus dem Programmheft zum Konzert)
Foto: Stefan Pieper / Medienhaus Bauer
Recklinghäuser Zeitung, 08.12.2015
Der Funke sprang über
Glanzvolle Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in der Christuskirche
VON STEFAN PIEPER
INNENSTADT. Der Kammerchor Recklinghausen ist aus dem Madrigalchor hervorgegangen – die künstlerische Kontinuität unter der bewährten Leitung von Lucius Rühl ist dabei ungebrochen.
Das bewies eine mitreißende Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ in der Christuskirche.
Bachs Oratorium ist Musikern und Publikum naturgemäß sehr nah. Und die Aufführung in der Christuskirche lieferte eine mitreißende „Auffrischung“ der spirituellen Botschaft dieser Musik. Lucius Rühls künstlerische Eigenständigkeit fängt hier schon bei der Wahl der Instrumentalisten an: Das „Ensemble Durante“ ist ein betont schlank aufspielendes Barockorchester, das sich den weichen Klangfarben von historischen Instrumenten verschrieben hat.
Barockcelli und weitere vibratoarm gespielte Streichinstrumente, Holzblasinstrumente mit besonders weichen Rohrblättern und ventillose Barocktrompeten prägen das Klangbild des Ensembles.
Rühls mitreißendes Dirigat ließ auf Anhieb den emotionalen Funken überspringen: Die gewählten Tempi sind ruhig, aber nicht schleppend. Zügig, aber nie atemlos gehen die fugierten Parts voran. Bachs Oratorium schöpft seine Wirkungen aus den vielschichtigen Variationen von häufig wiederkehrenden Melodien. Der Chor nutzte alle Chancen, aus einem der berühmtesten Bach-Choräle „Wie soll ich Dich empfangen“ alle Gefühlstiefe zu schöpfen.
Hochemotional atmeten die melodischen Linien – und lupenrein artikulierend durchdrang der Recklinghäuser Chor die kontrapunktischen Geflechte.
Die Solisten mit ihren sehr unterschiedlichen gesanglichen Charakteren erwiesen sich als hervorragende Wahl. Mechtild Bachs Sopran strahlte nur so vor emotionaler Dramatik, wenn auch manchmal die etwas opernhaften Facetten dominierten. Alexandra Rawohl, Alt, wusste sehr charaktervoll und empfindsam ihre Linien zu phrasieren – vor allem die Duette mit der Violine wurden zu besonders innigen Dialogen.
Max Ciolek, Tenor, agierte als hell artikulierender, zugleich fein sensibler Evangelist, und Adreas Pruys, Bass, glänzte durch resolute Ausdruckstiefe.