O happy eyes – Madrigalchor trifft Jazz-Trio

Chormusik des 20. Jahrhunderts

Romantik – Jazz – Barbershop

 

Happy_Eyes_Plakat

  • Recklinghäuser Zeitung, 26.03.2006

Unbeschwerte Songs mit Pepp

KONZERT: Madrigalchor versprüht jede Menge Charme

„Have a nice day“, so hießen die Damen und Herren des Madrigalchors ihr Publikum freundlich willkommen. Endlich war der Frühling eingezogen, und auch farbige Chorliteratur aus England, Frankreich und Amerika trug an diesem Konzertabend erheblich zur unbeschwert heiteren Stimmung bei.

von Brunhild Schmelting

So standen auf dem Programm im Saal Kassiopeia des Ruhrfestspielhauses bezaubernde Lieder von Edward Elgar (1857-1934) und Percy Aldridge Grainger (1882-1961), einem amerikanischen Komponisten australischer Abstammung, der englische, irische und skandinavische Volkslieder gesammelt und in seinen Kompositionen verarbeitet hat.

Parallel zu Kodaly und Bartok in Ungarn trug er so zur allgemeinen Erneuerung des Interesses an Volksmusik bei.

Unter dem subtilen Dirigat von Lucius Rühl war im ersten Teil des Konzerts Liedgut dieser Komponisten zu hören, zum Teil von Matthias Michalek am Klavier geschmeidig untermalt, und vor allem Elgars spätromantisch gefärbte Weisen „O happy eyes“ und „My love dwelt in a northern land“, vom Chor farbig und präzis gestaltet, übten eine ganz bezaubernde Wirkung aus.

Nach der Pause gab es Francis Poulencs (1899-1963) Vertonungen von Gedichten der berühmten Surrealisten Guillaume Apollinaire und Paul Eluard.

Und auch Beispiele aus Benjamin Brittens (1913-1976) „Flower Songs“, darunter die Ballade von einem jungen Mann, der all seine Tage faulenzend im Bett verbringt und schließlich vom Vater zum Schneiden von Besenginster geschickt wird. Auf dem Heimweg bekommt er einen Heiratsantrag von einer schönen Frau. „Da hat er nur einen Tag gearbeitet“, so Rühl, „und schon ist er unter der Haube!“

Zwischen den qualifiziert gebotenen Liedinterpretationen ließ sich das Publikum auch mit Begeisterung von Instrumentalisten aus den Niederlanden fesseln. Das „Round Midnight Jazz-Trio“ mit Hans Kwakkernaat (Klavier), Bas Rietmeijer (Bass) und Ad van Zuijlen (Schlagzeug) bot hier zumeist Ohrwürmer und solche, die es werden könnten, in eleganter Manier und entpuppten sich nebenbei als Komiker reisten Wassers.

Am Ende musizierten die Vokal- und Instrumentalformationen gemeinsam: „Lulu’s back in Town“ und „Tea fort wo“ in bezaubernden Arrangements ließen diesen von Charme und Kompetenz getragenen Abend rhythmisch apart ausklingen.

  • WAZ, 28.03.2006

E und U – die Grenzen fließen

Madrigalchor legte erfolgreiches Konzept noch einmal auf:
Das Konzert „Oh happy eyes“ macht Lust auf noch mehr (Jazz)

Erfolgreiche Konzepte darf man gerne noch einmal auflegen. Vor allem, wenn sie auch dem Publikum Freude machen. Und so begab sich der Madrigalchor zwei Jahre nach seinem ersten Experiment mit Swingendem erneut in den Grenzbereich zwischen klassisch-modernem Chorgesang und Jazz. Wie vor zwei Jahren trat der Chor unter Leitung von Lucius Rühl gemeinsam mit dem Round Midnight Jazz-Trio auf die Bühne im Ruhrfestspielhaus. Der Titel diesmal: „Oh, happy eyes“.
Der Chor kam in ersten Teil mit Stücken von Lorenz Maierhofer, Edward Elgar und Percy Aldridge Grainger zwar noch ein wenig zögerlich in Schwung. Dafür ging bei Hans Kwakkernaat (Klavier), Bas Rietmeijer (Bass) und Ad van Zuijlen (Schlagzeug) gleich mächtig die swingende Post ab. Dass sie nach gekonnten Improvisationen gelegentlich nicht passgenau zum Schlussakkord finden, registriert der Zuhörer schmunzelnd.
Nach der Pause taute auch der Madrigalchor auf, meisterte anspruchsvolle, rhythmisch komplexe Stücke von Francis Poulenc und Benjamin Britten überzeugend, wirkte deutlich inspirierter als zuvor. Vor allem die Auswahl aus „Five Flower Songs“ von Britten überraschte das Publikum.
Was das Trio im zweiten Part mit Jazzstandards wie „I Got Rhythm“ oder „Bye-Bye Blackbird“ versprach, hielten beide Ensembles dann im gemeinsamen Schlussteil. Vor allem das zeitlose „Tea For Two“ (Youmans/Gritton) machte allen Spaß – und Lust auf mehr an der Fließenden Grenze von E- und U-Musik, von Klassik und Jazz. (ezn)


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