Sonntag // 23. November 2014 // 18 Uhr
Christuskirche Recklinghausen, Limperstraße
Konzert zum Totensonntag
G. Fauré Requiem – op. 48
F. Mendelssohn Bartholdy Der 42. Psalm – op. 42
G. Fauré Cantique de Jean Racine – op. 11
Mitwirkende
Ruth Weber Sopran
Gregor Finke Bariton
Matthias Michalek Orgel
Madrigalchor Recklinghausen
Neue Philharmonie Westfalen
Lucius Rühl Leitung
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturarbeit der Stadt Recklinghausen
Foto: Marian Brost
- Recklinghäuser Zeitung, 25.11.2014
Madrigalchor begeistert
Lyrischer Blick gen Himmel
Stefan Pieper
RECKLINGHAUSEN Gabriel Faurés Requiem verbreitet eine ungewöhnliche Luftigkeit. Das Bild von einer Erlösung im Jenseits wird in durchweg freundlichen Farben ausgemalt. Hier drohen kein „Dies Irae“ und kein Höllenfeuer.
Der Madrigalchor in Recklinghausen zeigte sich unter Lucius Rühls Dirigat bestens in Form für eine atmosphärisch stimmige Interpretation. Ebenso konterkarierte der Konzertabend in der Christuskirche die übliche Dramaturgie, gemäß derer der „Höhepunkt“ des Programms am Ende erklingt. Doch Rühls Madrigalchor darf so etwas – und macht es gut, sehr gut. Wie auch die Instrumentalisten der NPW. Also nimmt Faurés Requiem direkt am Anfang mit seiner eigenwillig abgeklärten Getragenheit gefangen: Es gibt hier weder sakrale Strenge nochdüsteres Pathos. Mit relativ wenig Instrumenten, einem verschlankten Chor und vor allem einer aufs Wesentliche reduzierten Menge an Tönen liegt der Zauber im Einfachen. Ganz durchsichtige kantable Linien singt der Chor, zwischendurch suggerieren gravitätische Hornfanfaren dennoch die Aura einer Totenmesse. Aber schon im nächsten Moment gibt es wieder Licht am Horizont. Seidig schimmernde Streicherparts und flirrende Harfen-Akkorde malen eine in sich ruhende Herrlichkeit aus. All dies setzt sich beim Solisten-Duo fort: Schlank, fragil und betont vibratoarm fügen sich Bariton Gregor Finke und Sopranistin Ruth Weber in dieses Klangbild ein. Die Gegenüberstellung dieser Messe mit einem Psalm von Mendelssohn demonstriert daraufhin bestens, wie dezidiert Rühl und seine Musiker dem jeweiligen Sujet gerecht werden. Jetzt entfalten Gregor Finke und Ruth Weber deutlich romantischere Facetten: Viel expressiver ist der Gesang, der nun auch rezitativische Parts zu meistern hat. Diese beiden Werke waren gewissermaßen These und Antithese an diesem Abend. Zur Synthese schloss sich der Kreis beim letzten Programmpunkt, einer frühen geistlichen Komposition wiederum aus der Feder von Gabriel Faurè. Die „Cantique de Jean Racine“ wagte in der Deutung des Madrigalchors noch einmal einen sehr lyrischen Blick gen Himmel.