Silvesterkonzert Xanten 2009

Silvesterkonzert im Xantener Dom 2009

 

Dom zu Xanten – Foto: ©GabiSchoenemann/PIXELIO
Dom zu Xanten – Foto: © GabiSchoenemann/PIXELIO

 

  • Vorbericht / Rheinische Post Xanten,  07.10.2009

Barocke Fülle bietet das 14. Silvesterkonzert im Xantener Dom. Die Fangemeinde darf sich auf Musik von Händel und Bach sowie erstklassige Sänger und Musiker freuen. Der Vorverkauf der begehrten Karten läuft.

VON JOSEF POGORZALEK

XANTEN Was haben „Dinner for One“ und das Silvesterkonzert im St.-Viktor-Dom gemeinsam? Für viele ist ein Jahreswechsel ohne sie unvorstellbar. Und man könnte schon jetzt Wetten abschließen: Die Zuhörer werden auch diesmal begeistert sein und vom „schönsten Konzert überhaupt“ reden. Das passiere nämlich jedes Jahr, so Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins. Gestern stellte der Verein das Programm vor. Wer die begehrten Karten – vor allem solche mit guter Sicht auf die Künstler – ergattern will, sollte nicht lange warten: Der Vorverkauf hat begonnen.

Etwas kitschig

Die Leitung des Konzerts liegt bei Lucius Rühl, der bereits 2006 für das Silvesterkonzert künstlerisch verantwortlich war. Ein Konzert voller barocker Pracht und Fülle soll es diesmal werden. Darauf verweise schon der Titel „O süßer Immanuel“, der, so Rühl, etwas kitschig klingen mag, aber eben ein „barock praller Titel“ sei, welcher der Musik entspreche. Das pralle Motto verweist auf das Herzstück des Abends, den vierten Teil des bachschen Weihnachtsoratoriums, welches die Beschneidung und Namensgebung Jesu (das Fest wird am 1. Januar gefeiert) thematisiert. Da der 1. Januar auch das Hochfest der Gottesmutter Maria ist, hat Rühl das Magnificat in D-Dur, BWV 243, ins Programm aufgenommen. Fünfstimmig im Chor und bei den Solisten angelegt, besteht diese „Lobpreisung Mariens“ tatsächlich aus 17 eigenständigen Stimmen – ein frühes polyphones Meisterstück Bachs, das in seiner Virtuosität bereits an die berühmte spätere h-moll-Messe Bachs verweist. Und wie so oft beim alten Bach kommt hier auch Zahlensymbolik zum Tragen: „Die 17″, so Lucius Rühl, „stand bei den göttlichen Attributen für ,fons vitae‘ – Quell des Lebens.“

programmheft xanten

Programm

 

Utrechter Te Deum HWV 278  //  Georg Friedrich Händel

Weihnachtsoratorium BWV 248 (Vierter Teil)  //  Johann Sebastian Bach

Magnificat D-Dur BWV 243  //  Johann Sebastian Bach

 

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Foto: Olaf Ostermann

 

  • Rheinische Post, 02.01.2010

Ein Fest der Klänge

Silvesterkonzert im Xantener Viktordom: Die hohen Erwartungen der Besucher wurden von einem klangvollen Orchester, einem gut zusammengestellten Solistenensemble und einem sauber artikulierenden Chor erfüllt.

VON UDO SPELLEKEN

XANTEN Die ersten Takte des „Utrechter Te Deums“ eröffneten beim 14. Silvesterkonzert im voll besetzten St. Viktor−Dom ein wahres Fest vielschichtiger Klänge vom prächtigen, üppigen und populären Barock Georg Friedrich Händels bis hin zum geistlich tiefgründigen und emotionalen Barock Johann Sebastian

Bachs. Transparent klingend und zuverlässig geführt vom musikalischen Leiter Lucius Rühl erfüllte der Madrigalchor Recklinghausen, das Trompeten Consort Friedemann Immer und das Collegium Musicum Michelangelo die hohen Erwartungen der Zuhörer.

Im „Utrechter Te Deum“ glaubte man, einen englischen Chorklang wahrzunehmen: klar klingend, dabei sensibel begleitet vom Barockorchester. Tastend und dabei doch sehr sicher, ließ Rühl diesen frühen Händel von 1713 in den ersten „Adagio“−Takten instrumental anheben, um sogleich ein munteres, akkurates „Allegro“ folgen zu lassen. Die Solostimmen gaben sich schlank und unaufdringlich. Die Intensität des Werkes teilte sich unmittelbar mit, bezog seine Kraft aus seinen kontrastierenden Elementen und nicht in erster Linie aus beachtlicher Lautstärke. Unwillkürlich musste man daran denken, dass Händel sich bei „O Lord“ als „Halleluja“−Autor des „Messias“ ankündigt, den er fast 30 Jahre später komponieren wird.

Durch die andere Besetzung mit dem Hörnerklang und die dadurch resultierende Tonart F−Dur erhielt der vierte Teil des Weihnachts−Oratoriums von Johann Sebastian Bach einen eigenen Charakter. Es liegt nur ein einziger Bibelvers zugrunde, sodass das dramatische Element weniger stark im Vordergrund steht. Ein klangvolles Orchester, ein gut zusammengestelltes Solistenensemble, ein sauber artikulierender Chor, angenehme Tempo− und Dynamikgestaltung ließen dieses Werk auf feierliche wie meditative Weise effektvoll wirken. Besonders Max Ciolek (Tenor) vermochte in der Evangelistenpartie zu gefallen und die Soprane Mechthild Bach und Hedwig Voss beantworteten eindringlich die Fragen der Gläubigen durch den Zuspruch im brillanten Echogesang.

Dirigent Rühl kam es im „Magnificat in D−Dur“ auf eine flüssige, schnörkellose Darstellung der kompakten Aussage des Bach−Werkes an. Der Madrigalchor fiel mit überzeugender Ton- und Textgestaltung sehr angenehm auf. Das Solistenquintett überzeugte in den Arien mit ansprechender Interpretation. Henning Voss sensible Altstimme und Joachim Maaß flexibler Bass−Gesang bereicherten das Ensemble vorzüglich. Das beeindruckende Konzert wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus als Anerkennung für die Leistungen der Mitwirkenden gewürdigt.

Silvesterkonzert
Foto: Olaf Ostermann

NRZ, 02.01.2010

Es gilt das gesungene Wort

Rund 900 Besucher erlebten ein begeisterndes Silvesterkonzert im ausverkauften St. Viktor Dom in Xanten

Heike Tobies

Xanten. Es gibt Momente der Stille und voller Erwartung. Sekunden, in denen man eine Stecknadel könnte fallen hören. So auch beim Silvesterkonzert im St. Viktor Dom in Xanten. Die Tannenbäume im Altarraum strahlen, der Dom ist festlich illuminert und rund 900 Besucher haben ihren Platz gefunden. Fast einheitlich atmen alle Anwesenden auf, wenn der Orchesterleiter zum ersten Takt den Taktstock hebt. Ein fantastischer Moment, den die zahlreichen Stammgäste des Konzertes und die Organisatoren besonders zu schätzen wissen – die Jahreswende naht und die monatelangen Vorbereitungen des Vereins zur Erhaltung des Xantener Domes haben sich gelohnt.

Das Ensemble Michelangelo, das Trompetenconsort Friedemann Immer und der Madrigalchor Recklinghausen gastieren im Dom – unterstützt durch die Solisten Mechthild Bach, Hedwig Voss (beide Sopran), Henning Voss (Altus), Max Ciolek (Tenor) und Joachim Maaß (Bass). Orchesterleiter Lucius Rühl hat den für konzertanten Abend im Dom ein Tryptichon zusammen gestellt. Die Überschrift voll Aussagekraft „Oh süßer Immanuel – Hirt und König, Licht und Sonne“ lockte zahlreiche Interessierte der Musica sacra in den Dom.

Mit dem Utrechter Te Deum von Georg Friedrich Händel und den beiden Bach-Werken, dem vierten Teil des Weihnachtsoratoriums sowie dem Magnificat D-Dur, wurden die liturgischen Wurzeln der Weihnacht und des Jahreswechsels verdeutlicht.

Das Utrechter Te Deum, in englischer Sprache gesungen, verlangte vom Chor und den Solisten gleich im erste Beitrag „We praise thee, O God“ vollen Einsatz. Voll Ausdruck und Intensität präsentierten sich hier Chor, Sopran, Alt und Tenor. Sie unterstrichen das gesungene Wort und überzeugten von der ersten Sekunde an das Publikum.

„To thee all angels cry aloud“ verdeutlichte einen wunderbaren Stimmendialog zwischen Alt und Tenor mit dem Chor als souveränem Hintergrund. Besonders beeindruckend der Einsatz der historischen Blasinstrumente und des Doppelchors in „Day by day: wie magnify thee“. Der Klang im historischen Gemäuer wirkte äußerst authentisch.

Zwei Arien voll durchdringender Tiefe sind dem Bass in Bachs „Festum Circumsionis Christi“ vorbehalten. „Immanuel, o süßes Wort“ und „Wohlan! Dein Name soll allein“. Dem Rezitativ des Bass die glockengleiche Stimme des Soprans gegenübergestellt erlebten die Besucher ein wunderbares Schauspiel zwischen Tiefgründigkeit und mahnender Erinnerung. „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ erinnerte auch der Chor, und die erste und zweite Sopranstimme der Solisten verzückten regelrecht mit einem gekonnten Echoruf bei „Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen“. Die Erinnerung an das Festum Circumsionis Christi endete mit dem Bachchoral „Jesus richte mein Beginnen“ und einem Zwischenbeifall voller Anerkennung aus dem Publikum.

Der zweite Teil des Konzertes widmete sich ausschließlich dem „Magnificat in D-Dur“ von Bach, in dem Gottes ewige Gerechtigkeit und die Dreifaltigkeit gelobt und gepriesen werden. So heißt es im letzten Satz : „Gloria Patri, gloria Filio, gloria et spiritui sancto! Sicut erat principio et nunc et semper et in saecula saeculorum. Amen. – Lob und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war zu Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.“ Absolut überzeugt und begeistert von Orchester, Chor und Solisten konnte ein begeistertes Publikum in die stimmungsvolle Silvesternacht entlassen werden.


 

Tief beendruckt und begeistert feierte der Chor in einem Xantener Hotel

Silvester 2009 und den Beginn eines  hoffentlich erfolgreichen Chorjahres 2010.


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